Freitag, 24. Dezember 2010

2010: Alben - Teil 2

Nun die versprochenen Plätze 5-1. Viel Spaß ;)

5. Ariel Pink's Haunted Graffiti - 'Before Today'



Tolles Album vom Ex-Kunststudenten Ariel Marcus Rosenberg alias Ariel Pink, der mit seiner Band die Musik der letzten fünf Dekaden scheinbar spielend kombiniert. Er spielt die Vergangenheit des Pop, zum Garagenrock der 60-er bis hin zum Glam-Rock, Disco, New Wave und Softrock. Dadurch klingt Ariel Pink mit seiner Band wie eine Erinnerung an eben jene Genres: wie in Trance und surreal. Skurrile, dunkle Texten verstärken dies noch.
Anspieltipps: 'Round and Round', 'Bright Lit Blue Skies', 'Friday Night (Nevermore)', 'Butt-House Blondies', 'Little Wig'

'Round and Round'


4. MGMT - 'Congratulations'



Ich habe noch nie einem Albumrelease so entgegengefiebert wie diesem. Dies lag vor allen Dingen am tollen Debutalbum von MGMT, auf welchem sie sehr gekonnt elektronische Musik mit Psychedelic Rock mixten. Songs wie 'Kids' und 'Electric Feel' liefen in den Indie-Discos rauf und runter.
Auf ihrem zweiten Album distanzierten sich die New Yorker von diesem Sound jedoch stark. Sie machen nun 60-er Jahre Psychedelic-Pop. Dies wurde von der Musikpresse stark kritisiert und auch die eigene Fanbasis war darüber zum Großteil alles andere als erfreut. Anscheinend haben sie jedoch auch viele neue Fans dazugewonnen. Anders kann ich mir den ersten Platz in den amerikanischen Album-Charts nicht erklären. Man warf dem Album außerdem eine Art "Hitlosigkeit" vor. Kann ich nicht wirklich verstehen. Wenn man das Album nur einmal schnell durchhört, ja vielleicht, aber man muss Congratulations mehrmals durchhören. Es ist ein Album, das wachsen muss. Aber der Mainstream versteht so etwas leider nicht immer. Denn dann erkennt man viele tolle Hits. 'It's Working', 'Song for Dan Treacy', 'Brian Eno', 'Congratulations', 'I Found A Whistle' wären hier zu nennen.
Doch zwei Songs ragen heraus: 'Flash Delirium', ein verrückter Song ohne Refrain, und 'Siberian Breaks', ein 12-minütiger Psychedelic-Surf-Rock-Folk-Song, der gefühlte 6 verschiedene Lieder enthält mit fließenden Übergängen.
Jetzt habe ich auch schon fast alle Songs genannt - sind nämlich nur neun Lieder. Ach ja: MGMT wollen im nächsten Jahr schon am neuen, selbstbetitelten Album arbeiten. Ich persönlich freue mich schon riesig drauf. [:)

'Flash Delirium'


'Siberian Breaks' (live gespielt)


3. Violens - 'Amoral'



Meiner Meinung nach sind sie die Newcomer schlechthin. Ich weiß gar nicht mehr, wie ich auf Violens aufmerksam wurde. Ist ja auch egal. Was man aber festhalten kann, ist, dass das Album weltklasse ist und total unterbewertet ist. In Deutschland ist keine der großen Musikmagazine näher auf sie eingegangen bzw. hat sie nicht mal näher erwähnt - schade...
Das Album fasst 12 Tracks auf 42 Minunten und ist damit durchschnittlich lange. Jeder Song für sich ist einzigartig.
Der Beginner 'The Dawn of Your Happiness is Rising' ist gleich mal ein super Song mit sehr guter Basslinie. Der Song kann als experimentell bezeichnet werden. Der Song spiegelt meiner Meinung nach auch die Stärken der Band sehr gut wieder... Da wäre zuerst die unglaublich tolle Stimme von Sänger Jorge Elbrecht. In diese Stimme muss man sich einfach verlieben. Eine andere Stärke von Violens ist das perfekte Zusammenspiel der Instrumente. Das wirkt alles perfekt, ohne Fehler. Es mischt sich eine kalt schimmernde 80-er New-Wave-Produktion mit 60-er Psychedelic-Pop-Rock. Die Songs sind nicht stupide aufgebaut, nein, es sind immer wieder überraschende Wechsel dabei, die dem Ganzen einen besonderen Touch geben - eben sehr experimentierfreudig.
Der dritte Song auf Amoral heißt 'Acid Reign'. Als ich den Song einer Freundin vorspielte sagte sie: "Das klingt wie David Bowie auf LSD". Das bringt es es eigentlich ganz gut auf den Punkt. Stimmlich klingt es etwas wie David Bowie. Der Song ist relativ schnell, hat einen tollen Refrain und macht irgendwie gute Laune. Auch in diesem Song werden Genres bis zum Abwinken miteinander kombiniert. Von Progressive Rock, Psychedelic Rock, Post-Punk bis hin zum Tropical Punk sind viele Genres vertreten und das in einem avantgardistischen Gewand.
Der darauf folgende Track 'Are You Still in the Illusion' ist keinen Deut schlechter. Der Song ist sehr psychedelisch, jedoch überwiegen die Post-Punk-/ New-Wave-Elemente. Der Refrain ist sehr hoch gesungen und erinnert irgendwie an die 80-er.
'It Couldn't Be Perceived' ist ein ganz besonderer Song. Er kombiniert den Dance-Pop der 80-er (besonders der Refrain) mit der Avantgarde und dem Progressive-Rock der 60-er und 70-er. Unglaublicher Song... Zuvor wusste ich nicht mal, dass man solche verschiedenen Genres miteinander verschmelzen lassen kann. Die Stimme von Elbrecht klingt hier übrigens wieder etwas nach David Bowie.
Song Nummer sieben hört auf den Namen 'Violent Sensation Descends' und ist der bekannteste Song des Albums und klingt ungefähr wie The Shins in den 60-er Jahren. Besonders toll an diesem Song ist die E-Orgel, wie man sie heutzutage eigentlich nur noch von MGMT kennt, in den 60-ern hauptsächlich bei Psychedelic Bands eingesetzt, z.B. The Doors, The Zombies.
Der vorletzte Song, 'Another Strike Restrained', ist ein lupenreiner Hybrid aus Progressive Rock und Post-Punk der 80-er. Die Gitarren wurden hier etwas verzerrt, was sehr gut klingt. Besonders toll ist der Refrain, auch wenn diesem irgendwie so ein kleiner Ausbruch fehlt...
'Generational Loss' ist ein Instrumental-Song, der Amoral toll abrundet. Der Song beginnt mit wunderschönen Melodien, verirrt sich dann aber zunehmend in einer undurchsichtigen Klanglandschaft.

'Violent Sensation Descends' (Home Recording Version; so nicht auf dem Album)


'Acid Reign'


2. Deerhunter - 'Halcyon Digest'



Ihr bisher stärkstes Album, was wohl auch daran liegen mag, dass es das zugänglichste ist. Wenn man den ersten Song 'Earthquake' hört, mag man sich meiner Meinung nicht wirklich anschließen wollen, aber spätestens mit dem dritten Song 'Revival' hat man sich in Deerhunter verliebt. Zwar nur zwei Minuten lang, aber in diesen zwei Minuten bringt Bradford Cox, Sänger von Deerhunter, so viel rüber, wie es andere nicht in 30 Minuten schaffen würden. Es herrscht wirklich eine unglaubliche Stimmung.
Apropos Stimmung: Das Album ist sehr melancholisch, aber wirklich wunderschön. Der vierte Song 'Sailing' verdeutlicht das ganz gut. Doch es gibt auch Lieder, die für gute Stimmung sorgen - so ist es dann auch nicht.^^
Zu nennen wäre hier 'Memory Boy'. Zwar auch nur zwei Minuten lang, aber einfach nur weltklasse. Spätestens ab dem Refrain bekommt man richtig gute Laune.
Darauf folgt der Song des Albums: 'Desire Lines'. Ein toller Song, der über Themen wie Liebe und Verlust handelt.
Im Refrain singt Cox:

walking free
come with me
far away
every day


Zwar relativ simple, aber sagt eigentlich alles über die Lyrik des Songs aus.
Der Song geht knapp 7 Minuten, knapp vier Minuten davon sind komplett instrumental (zweite Hälfte des Songs). Normalerweise mag ich derartig lange Instrumentalpassagen nicht (außer bei Pink Flyod), aber bei Deerhunter sind diese einfach nur wunderschön.
Der Song 'Helicopter' ist ebenfalls ziemlich traurig, aber klingt nicht so. Er klingt eher hoffnungsvoll und fröhlich. Im Hintergrund hört man ein Plätschern, was ein bisschen zeigt, dass Deerhunter auch experimentelle und psychedelische Elemente enthält.
Insgesamt kann man sagen, dass wirklich jeder Song auf eine ganz besondere Art einzigartig ist. Tolles Album.

'Revival'


'Desire Lines'


1. Tame Impala - 'Innerspeaker'



Auf Platz 1 wohl für die Meisten sehr überraschend die Psychedelic-Rocker Tame Impala aus Australien. Doch diese Album hat mir den meisten Spaß bereitet und wird es wohl auch noch sehr lange tun...
Tame Impala beschreiben ihre Musik selbst als "psychedelic hypno-groove melodic rock music". Hört sich ja schonmal ziemlich interessant an und das ist es auch...
Tame Impala machen Musik als sei in Australien die Zeit stillgestanden und immer noch das Jahr 1967 ist.
Psychedelic Rock aus den 60-er Jahren... nur noch besser!
Es werden 60-er Bands wie die Beatles und The Doors mit dem Indie-Rock von heute kombiniert (MGMT, Animal Collective).
Innerspeaker besteht aus 11 tollen Rocksongs, die allesamt hervorragend sind und angeblich alleine vom Kopf der Band, Kevin Parker, eingespielt wurden und produziert sind. Also jedes Instrument wurde von ihm im Studio gespielt... Unglaublich.
Gitarren klingen auf diesem Album teilweise wie Windmaschinen, das Schlagzeug wie in Trance (rückwärts oder vorwärts gespielt?), aus dem Hintergrund klingt die tolle Stimme von Kevin Parker, die mich stark an John Lennon erinnert.
Kevin Parker singt über Liebe und das es in Ordnung ist, anders zu sein als die Anderen.
Tame Impala ist Musik für Träumer...
Ich weiß gar nicht, welche Songs ich besonders hervorheben möchte, denn jeder ist perfekt. Und mit perfekt übertreibe ich keinesfalls. Habe selten ein so perfektes Album gehört.
Naja, ich versuchs mal... Wer etwas chillen will, ist mit dem Beginner 'It Is Not Meant to Be' perfekt versorgt. Der Song klingt wie eine modernere, rockigere Version der Beatles.
Der darauffolgende Song 'Desire Be Desire Go' klingt sehr nach Stoner Rock mit einem starken Bass und verzerrten Gitarren.
'Lucidity' beginnt fulminant und handelt inhaltlich von einer in die Brüche gegangenen Beziehung, in der das lyrische Ich "Lucidity" anfleht, zurückzukommen. Toller Song von dem es auch einen klasse Remix gibt.
Track Nummer 6 heißt 'Solitude Is Bliss', ist die erste Singleauskopplung von Innerspeaker und könnte von Jimi Hendrix höchstpersönlich geschrieben worden sein. Der zugänglichste Song mit schweren Gitarren, wie sie die Hippies aus den 60-ern von Blue Cheer gewohnt waren.
Track Nummer 8 ist meiner Meinung nach der Höhepunkt des Albums. 'Expectation' erzählt von einem deprimierten lyrischen Ich, desen Erwartungen nicht erfüllt werden und dass die Hoffnung aufzugeben scheint.

And then I will escape, I'll
never ever have to see another
disappointed face, no one to
please. Every now and then,
it feels like, in all of the uni-
verse, there is nobody for me.


'Runway, Houses, City, Clouds' ist mit über sieben Minuten der längste Song des Albums. Er beginnt leise, steigert sich dann in der Lautstärke bis zum Einsetzen von Kevin Parkers schöner, mit Hall verfremdeten Stimme. Der Song groovt wie zu den besten Zeiten des California Psych-Rock.
Der letzte Song 'I Don't Really Mind' ist ein wahrer Ohrwurm. Er ist zwar textlich sehr einfach gestrickt und hat bis auf eine Ausnahme in der Mitte des Songs keine Überraschnungsmomente (untypisch für das Album), aber vielleicht macht ihn gerade das so toll.
Die Videos von 'Lucidity' und 'Expecation' sind sogar die offiziellen Videos. Viel Spaß damit und bitte voll aufdrehen ;)

'Lucidity'


'Solitude Is Bliss'


'Expectation'


Wünsche noch allen frohe Weihnachten...

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